Energiekreisläufe sind unsichtbar – wer sie steuern will, braucht eine geeignete Benutzeroberfläche. Das ist umso wichtiger, als sich die Systeme im Zuge der Energiewende neu strukturieren – von einer klaren Erzeuger-Verbraucher-Rollenverteilung hin zu dynamischen Strukturen, in denen viele Bürger in unterschiedlichen Rollen aktiv sein können. Die Leipziger Stadtwerke haben den Bedarf an geeigneten Visualisierungen bereits im SPARCS-Arbeitspaket „Virtuelles Kraftwerk“ erkannt. Mit dem daraufhin entwickelten Dashboard machen sie nun auch Daten aus anderen SPARCS-Arbeitspaketen besser sichtbar und steuerbar.
Ausgangspunkt für das Dashboard war der von der SPARCS-Projektgruppe der Leipziger Stadtwerke erstellte Showcase für das Arbeitspaket „Virtuelles Kraftwerk“. Ein naturgemäß sehr technisch-abstraktes Thema, weshalb die Stadt Leipzig hier eine Veranschaulichung wünschte, um die Daten und Strukturen auch für Nicht-Techniker zugänglich zu machen.
Das Dashboard präsentiert nun diesen und weitere Demo-Cases aus dem von den Leipziger Stadtwerken geleiteten Teilprojekt SPARCS zur Entwicklung virtueller Energieformen, die über eine Kachel auf dem Startbildschirm des Dashboards gesteuert werden können. Unter anderem sind folgende Showcases vertreten:
- Der Fall der „intelligenten Steckdose“: Die Steckdose mit digitaler, fernauslesbarer Verbrauchsdatenerfassung soll ihre Nutzer u.a. dazu anregen, ihren Stromverbrauch auf Aufforderung der Stadtwerke zeitweise zu reduzieren oder zu verschieben.
- Ähnlich funktioniert das intelligente Lademanagement für die Elektrofahrzeugflotte der Leipziger Stadtwerke: Hier kann der Ladevorgang der angeschlossenen Fahrzeuge bei Bedarf unterbrochen werden.
- Der Fall „Baumwollspinnerei“, bei dem ein Live-Energiehandel simuliert wird.
- Die simulierte Einbindung des „BMW-Speicherparks“ in das virtuelle Kraftwerk.
- Darüber hinaus visualisiert das Dashboard die Live-Daten sowie zeitlich begrenzte Prognosen für die Stromproduktion von über 40 PV-Anlagen auf den Gebäuden der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB).
- Ein wichtiges Informationsplus bietet das „Urban Cockpit“: Hier laufen die Messdaten der Wetter-, Verkehrs- und Luftsensoren im Stadtgebiet von Leipzig in Echtzeit zusammen. Mit Hilfe dieser Live-Bestandsaufnahme können Handlungsbedarfe schneller und gezielter identifiziert werden, so dass die Energie- und Verkehrsnetze entsprechend zeitnah gesteuert werden können.
Ein gutes Beispiel für effiziente Überwachung und Steuerung per Dashboard ist der interne Testlauf des Projekts „Smart Socket“, dem ersten Teil des mehrstufigen Programms LeipzigZERO, mit dem die Leipziger Stadtwerke gemeinsam mit den Mietern langfristig ein vorausschauendes Energiebewusstsein entwickeln wollen. Das Dashboard visualisiert in einem Säulendiagramm den aktuellen Stromverbrauch der angeschlossenen Smart Plugs, der kontinuierlich erfasst wird. Gleichzeitig wird auch die aktuelle Auslastung der Stromnetze angezeigt. Zusammen bieten diese Daten eine gute Orientierungshilfe, denn sie zeigen, wann es sinnvoll ist, Smart Plugs abzuschalten. Dies kann dann vom Dashboard aus veranlasst werden: entweder direkt oder durch eine Anweisung an den Nutzer über eine Push-Nachricht.
Um zukünftige Geschäftsmodelle zu testen, finden im Dashboard auch Showcases statt. So wird der Echtzeit-Energiehandel mit der Baumwollspinnerei und die Integration des BMW-Speicherparks in das virtuelle Kraftwerk als Live-Labor simuliert. So kann die Integration und der Austausch von Energiemengen in Echtzeit getestet werden, auch wenn die aktuelle Regulierung noch keine entsprechenden Marktinstrumente vorsieht.
Dies ist einer der Kernnutzen des Dashboards: Indem man mit seiner Hilfe Produkte und Anwendungen testet, kann man gleichzeitig erproben, wie die Digitalisierung der Energiewende gestaltet werden kann. Die Visualisierungen machen Inhalte und Messwerte sichtbar und erleichtern so auch Nicht-Technikern den Zugang und das Verständnis für die entsprechenden Projekte. Das Gleiche gilt für andere Projektpartner und andere Interessierte. Nicht zuletzt können Projekte über das Dashboard mit anderen Nutzungsebenen außerhalb des technischen Kontextes, wie z.B. der Business-Ebene, verknüpft werden.
Die Entwicklung des Dashboards hat etwa sechs Monate gedauert, das Design ist aber noch nicht endgültig. Derzeit haben nur Mitarbeiter der Leipziger Stadtwerke Zugriff – interne Projektpartner sollen folgen, so dass das Dashboard die gesamte Monitoringphase der SPARCS-Projekte bis September 2024 als deren digitale Repräsentation begleiten wird.
Autor: Simon Baum