Vom 15.–19.04.2024 hat ein Team bestehend aus dem Referat Digitale Stadt Leipzig, der Universität Leipzig und verschiedenen IT-Unternehmen zur dritten Data Week im Neuen Rathaus der Stadt Leipzig eingeladen. Gemäß dem Motto Menschen vernetzen – Daten nutzen stand während des Datenfestivals besonders die Schnittstelle zwischen dem kommunalen Bereich und digitalen Entwicklungen im Fokus: Statt theoriefokussierter wissenschaftlicher Paper oder beliebiger Vertriebslösungen wurden Forschungsergebnisse der angewandten Wissenschaften und nachfrageorientierte Geschäftsmodelle innovativer Unternehmen diskutiert. Der zweite Tag der Data Week im Festsaal war dabei vollständig dem Thema Energie- und Wärmeplanung gewidmet, das in drei Sessions mit den Schwerpunkten Praxisbeispiele, digitale Tools und Energiedaten unter der Moderation von Julia Schließauf (Referat Digitale Stadt) behandelt wurde.
Im Rahmen der ersten Session Aus der Praxis – Unternehmen gestalten die Energiewende wurden Best-Practice-Beispiele auf Kommunenebene zur Zielerreichung der Klimaneutralität bis 2040 in Leipzig beziehungsweise bis 2045 auf Bundesebene diskutiert. Konkret ging es um die Frage, wie die Energiewende in einem bestehenden Wohngebiet, in einem denkmalgeschützten Industrieareal und einem neuen Industriegebiet erfolgen kann, sodass dieses zu einem energiepositiven Quartier (positive energy district – PED) wird. Angestoßen wurden die Überlegungen durch die Beiträge von Alexander Peitz (WSL), der am Beispiel des Demoviertels aus dem SPARCS-Projekt in seinem Beitrag „Smarte Lösungen für energieeffiziente Gebäude?!“ ausgeführt hat, wie ein Wohngebiet zum PED werden kann. Anschließend folgte Input von Richard Pankrath (cenero.one), der eine Präsentation zum Thema „Ermöglichung von PEDs mit cenero.one Energiemanagement“ gehalten hat, in der ein replizierbares Energiemanagementtool, entwickelt im Rahmen des SPARCS-Projekts, vorgestellt wurde, das die Transformation solcher Gebiete zu PEDs ermöglicht. Die erste Session endete mit der Vorstellung eines dezentralen, regenerativen und autarken H2-Powerplant-Energieversorgungssystems, das auf grünem Wasserstoff basiert, und einer Diskussion um dessen Vorteile für Unternehmen.
In der zweiten Session zum Thema Digitale Tools für die kommunale Wärmeplanung standen bestehende (digitale) Energiewende- und Gebäudekonzepte im Vordergrund, außerdem wurden Möglichkeiten wie der digitale Energiezwilling besprochen. Zunächst ging es darum, Drohnenbilder und KI zur automatisierten Wärmebrückenerkennung zu nutzen. Um Wärmebrücken als Schwachstellen bei Gebäuden zu identifizieren, wurden von Drohnen mit thermografischen Kameras aufgenommene Bilder mithilfe von Deep Learning automatisch analysiert. Im anschließenden Beitrag wurde diskutiert, wie eine saisonale Verschiebung regenerativer Wärme und Kälte, um den klimabedingt veränderten Bedarfen gerecht zu werden, mittels Erschließung großer Speichermassen in Form von oberflächennaher Geothermie möglich ist. Abschließend hat ein Vertreter der Stadtwerke München ein gebäudescharfes Geoinformationssystem, ein sogenannter digitaler Zwilling, für die kommunale Wärmeplanung vorgestellt.
Die dritte und letzte Session hat sich mit Energiedaten für die Kommune beschäftigt. Diskutiert wurden dabei die gegenwärtige Datengrundlage von Kommunen und die Frage, wie die Daten, die Kommunen zur Planung benötigen, gewonnen werden können. Dabei wurde zuerst ein KI-Modell vorgestellt und diskutiert, das eine Lösung für die bestehende Datenlücke seitens der Kommunen durch eine effiziente Zeitreihenvorhersage darstellen könnte. Daraufhin wurde der Fokus auf die Dateninfrastrukturen für Kommunen gelegt, wobei besonders die Bedeutung der kommunalen Datensouveränität und Open-Source-Maßnahmen betont wurden. Der Schwerpunkttag zur Energie- und Wärmeplanung wurde mit einem Vortrag eines Vertreters der Stadtwerke Leipzig abgeschlossen, der aufgezeigt hat, wie die Geschäftsprozesse der Leipziger Stadtwerke insbesondere durch experimentell eingesetzte Deep-Learning-Modelle hinsichtlich der Effizienz und Nachhaltigkeit der Fernwärmeversorgung und durch lokale Large-Language-Modelle, die die interne Zugänglichkeit von komplexen Inhalten erleichtern, verbessert werden.
Der gesamte Energie- und Wärmetag kann nachträglich auf der offiziellen Website der Data Week hier abgerufen werden: https://2024.dataweek.de/live/stream.html#!LXXKyxfLmjTtRTzzAc:matrix.org
Autorin: Lena Lowitzki